Peaceful Christmas Ale

Von Zeit zu Zeit möchte ich Euch dazu ermutigen, in den eigenen vier Wänden Bier zu brauen. Eines gleich vorweg: Bierbrauen ist ganz leicht. Passend zur Jahreszeit habe ich ein Christmas Ale gebraut. Wie das genau funktioniert, habe ich Euch unten in der Brauanleitung beschrieben.

Das Christmas Ale habe ich gemeinsam mit meinen Kids gebraut. Sie wollen es den Opas als individuelles Geschenk unten den Weihnachtsbaum legen. Es sollte mit kräftigem Körper daherkommen, mit süßlich-malzigen Aromen, Karamell und dunklen Früchten, dunkel-rötlich in der Farbe. Der Hopfen spielt hier nur eine untergeordnete Rolle. Ich habe die erste Kreation gestern probiert und kann sagen: Es ist ein richtig leckeres Bier geworden. Es schmeckt ganz hervorragend und macht Lust auf weitere Brauexperimente unter dem Label „Dr. Kaiser & Söhne“.

Wir haben unser selbstgebrautes Bier „Peaceful Christmas Ale“ genannt und möchten es gerne mit einer Botschaft versehen: Die aktuellen Entwicklungen in der Welt bereiten mir Sorge. Der anhaltende Krieg Russlands gegen die Ukraine, der Konflikt im Nahen Osten, Spannungen zwischen den USA und China. An die Möglichkeit, dass Trump bei den nächsten US-Wahlen erneut eine Rolle spielen könnte, möchte ich erst gar nicht denken.

Mit Blick auf Europa wächst der Einfluss radikaler Positionen; das jüngste Wahlergebnis in den Niederlanden ist nur ein weiteres Beispiel dafür. Auch bei uns in Deutschland driftet die Gesellschaft zunehmend auseinander; der Aufstieg der AfD ist ein trauriger Beleg. Evonik-Chef Christian Kullmann hat kürzlich eindringlich vor der „braun-durchwirkten Partei“ gewarnt; und Parallelen gezogen zur Weimarer Republik, in der das Schweigen vieler den Erfolg der Nazis begünstigte.

Bier hat immer schon Menschen zusammengebracht. Craft Beer steht für Vielfalt, Toleranz und Freiheit. Ich wünsche mir, dass wir diese Werte gerade jetzt mehr reflektieren und in die Welt hinaustragen. Eine friedvolle Weihnachtszeit allerseits; seid lieb zueinander. Cheers!

Brauanleitung:

Zutaten:
1,5kg Münchner Malz (dunkel)
0,5kg Carabelge
0,5kg Melanoidin-Malz
10g East Kent Golding
10g Fuggles
11g S-33 Hefe (Fermentis)

Brauprozess:
1. Zunächst habe ich 7 Liter Wasser in einen 12 Liter Topf auf dem Herd in der Küche auf 45 Grad Celsius erhitzt. Dann habe ich das geschrotete Malz hinzugegeben; nicht direkt in den Topf, sondern in einen speziellen Maischesack. Es muss ja später wieder raus aus dem Sud. Die Temperatur habe ich mit einem einfachen Messgerät an unterschiedlichen Stellen im Topf kontrolliert, um sie möglichst konstant zu halten. Nach ein paar Minuten habe ich die Temperatur auf rund 50 Grad Celsius erhöht und bei regelmäßigem Rühren die sogenannte Eiweißrast zum Abbau von Eiweiß für 30 Minuten durchgeführt.

2. Anschließend habe ich die Temperatur auf 68 Grad Celsius erhöht und diese bei regelmäßigem Rühren und stetiger Kontrolle der Temperatur für 1,5 Stunden gehalten. Dabei sorgt das im Malz enthaltene Enzym Amylase dafür, dass Stärke in Zucker umgewandelt wird. Den Zucker brauchen wir, damit ihn die Hefe später in Alkohol umwandeln kann. Um zu überprüfen, ob die Stärke in Zucker umgewandelt ist, habe ich eine Jodprobe durchgeführt. Dabei gibt man etwas Würze in eine Schüssel und ein paar Tropfen Jod dazu. Verfärbt es sich dunkel, ist noch Stärke vorhanden und der Prozess des Maischens muss noch etwas verlängert werden.

3. Nach erfolgreicher Jodprobe habe ich den Maischesack über dem Topf auf ein Sieb angehoben und 3 Liter warmes Wasser über das Malz gegossen und dem Sud auf diese Weise hinzugefügt; anschließend das Malz entfernen. Man nennt diesen Schritt auch Anschwänzen.

4. Jetzt kann der Sud zum Kochen gebracht werden. Zu Beginn des Kochvorgangs habe ich 10 Gramm von der englischen Hopfensorte East Kent Golding eingesetzt, um eine Grundbitterkeit zu erzeugen. Ein Magic Moment; der Sud riecht ganz wunderbar nach der Zugabe des Hopfens. Für die Aromatisierung habe ich 10 Minuten vor Kochende 10 Gramm des englischen Hopfens Fuggels gewählt. Der Kochvorgang dauerte insgesamt eine Stunde.

5. Der Sud muss nun auf eine Temperatur zwischen 15 und 25 Grad Celsius abgekühlt werden, da obergärige Hefen nur in diesem Temperaturfenster ihr Werk vollbringen. Dazu habe ich den Sud auf die Terrasse nach draußen gestellt. Der Vorgang des Abkühlens dauert recht lange. Da ich in den Abendstunden gebraut habe, musste der Sud die Nacht in der Küche ohne mich verbringen.

6. Am nächsten Morgen habe ich die Temperatur des Sudes überprüft, ihn in einen Gärbottich gegossen und die Trockenhefe S-33 von Fermentis hinzugeben und untergerührt. Zuvor hatte ich sie in etwas Sud aufgelöst. Den Gärbottich habe ich dann in den Keller gestellt.

7. Zu meiner Freude blubberte es im Laufe des Vormittags schon kräftig. Ein gutes Zeichen, da die Hefe den Zucker in Alkohol und Kohlensäure umsetzt. Nach zwei Tagen war die Gärung abgeschlossen.

8. Ich habe das Jungbier dann durch einen Filter in einen frischen Gärbottich gegeben und pro Liter Bier zwischen 5 und 8 Gramm Traubenzucker hinzugefügt und das Ganze ordentlich umgerührt. Anschließend habe ich das Christmas Ale in schöne 0,75 Liter Flaschen vom Typ Birra Carmen gefüllt und mit einem Kronkorken (29mm) verschlossen. Der Traubenzucker wird dann von der Resthefe unter anderem in CO2 umgewandelt, das nicht aus der Flasche entweichen kann und sich so im Bier als CO2 ansammelt. Nach einer Woche Lagerung im Keller habe ich das Bier probiert. Es ist köstlich!

PS: Zutaten und Brauequipment könnt Ihr Euch in verschiedenen Online-Shops für Hobbybrauer ganz einfach bestellen.


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